Arbeitsbedingt lebt Franziska, unsere Newsletter-Fee und Webmasterin, aktuell in Berlin. Dabei hat es sie nach Kreuzberg verschlagen, dem Berliner Stadtteil, der in der Vorstellung vieler Menschen zwischen hippem Szeneviertel und drogengeplagtem Problembezirk rangiert. Doch Kreuzberg ist noch vielfältiger und während ihrer Zeit dort konnte Franziska schon so einige spannende Orte entdecken. Und weil sie findet, dass der Stadtteil bei jeder Berlin-Reise einen Besuch wert ist, stellt sie hier 8 Berlin-Kreuzberg Highlights vor, die Sie nicht (alle) im Reiseführer finden.
Willkommen in Kreuzberg
Berlin-Kreuzberg verkörpert Vielfalt. Der Ortsteil ist einer der abwechslungsreichsten und multikulturellsten der gesamten Hauptstadt. Diese Diversität ist der Geschichte Kreuzbergs geschuldet.
Nach dem zweiten Weltkrieg waren große Teile von Kreuzberg völlig zerstört. Was dem Bombenhagel entkommen war, war dennoch meist heruntergelebt und baufällig. Hinzu kam, dass Kreuzberg – vorher noch zentral in Berlin gelegen – plötzlich in eine Randlage gedrängt wurde, als die DDR 1961 die Berliner Mauer hochzog.
Kreuzberg wurde zu einem der billigsten Wohngebiete in Berlin. Das zog einerseits viele Gastarbeiterfamilien an, die in den 60er und 70er Jahren angeworben wurden. Anderseits waren viele alte Gebäude im Rahmen von ambitionierten Stadtentwicklungsplänen dem Abriss geweiht und standen leer. Das rief junge Hausbesetzer auf den Plan, und Kreuzberg entwickelt sich zum Zentrum der Gegenkultur und der Heimat von linksalternativen Projekten.
Nach der Wiedervereinigung befand sich Kreuzberg wieder im Zentrum von Berlin und lockte zunehmend wohlhabendere Bevölkerungsschichten an.
Diese spannende Mischung prägt Kreuzberg noch heute und sorgt dafür, dass es Franziska nie langweilig wird. Hier jetzt ihre 8 Berlin-Kreuzberg Highlights jenseits von touristischen „Klassikern“ wie dem jüdischen Museum, Checkpoint Charlie oder der Berlinischen Galerie.
1. Die Oranienstraße
Wenn man vom Alexanderplatz in die U8 Richtung Hermannstraße einsteigt und drei Stationen später am Moritzplatz wieder aussteigt, dann steht man mitten auf der Oranienstraße, dem pulsierenden Herz von Kreuzberg.
Der interessante Teil der Oranienstraße erstreckt sich zwischen Moritzplatz und Görlitzer Bahnhof und lässt sich perfekt zu Fuß erkunden.
Berühmt (berüchtigt) ist die Oranienstraße vor allem für ihre Bars und Szene-Clubs, allen voran der legendäre Punk-Club SO36 (benannt nach dem ehemaligen Postzustellbezirk „Berlin Südost 36“). Hier gingen früher Musik-Größen wie David Bowie und Iggie Pop ein und aus.
Punk-Clubs sind nicht so Franziskas Fall. Sie schätzt die Oranienstraße (und die kreuzende Adalbert-Straße) eher für ihre schnuckeligen Cafés, tollen Restaurants und süßen kleinen Läden (etwa Buchläden und Designer-Boutiquen).
Wer vor allem das Shopping-Erlebnis sucht, ist vielleicht besser in der ebenfalls in Kreuzberg befindlichen Bergmannstraße aufgehoben. Aber um die multikulturelle Kreuzberger Atmosphäre aufzusaugen und einen Cappuccino zu schlurfen, geht Franziska lieber in die Oranienstraße.
2. Das FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum
Gleich um die Ecke, in der Adalbertstraße 95A, befindet sich das FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum.
Das Museum ist dem Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gewidmet. Es besteht aus mehreren Dauerausstellungen zur Geschichte des Bezirks, etwa einer interaktiven Karte von Kreuzberg-Friedrichshain, auf der sich verschiedene Orte erkunden lassen, sowie einer wechselnden Ausstellung.
Franziska hat das Museum an einem verregneten Sonntag besucht und sich dabei völlig in das Kernstück des Museums, eine Dauerausstellung zur Stadtentwicklung nach dem zweiten Weltkrieg, vertieft. Diese dreht sich vollends um Kreuzberg und erzählt die bewegte Geschichte des Stadtteils von 1949 bis 2015, von Zerstörung über Wiederaufbau, dem Ringen um gelungene Stadtentwicklung bis hin zu den Veränderungen nach der Wiedervereinigung. Franziska hat dabei viel über „ihren“ Berliner Stadtteil gelernt.
3. Die Michaelskirche und das Engelbecken
Zehn Laufminuten vom FHXB Museum entfernt, befindet sich mitten in Berlin ein kleiner „See“ mit hübscher Gartenanlage: das „Engelbecken.“ Das Becken ist das letzte Überbleibsel des ehemaligen Luisenstädtischen Kanals, der die Spree mit dem Landwehrkanal zwischen Berlin-Mitte und Berlin-Kreuzberg verband, aber wegen mangelnder Nutzung und Versandung wieder aufgegeben wurde.
Die Gartenanlage rund um das Engelbecken hätte nach den Plänen des Gartenbaudirektors Erwin Barth ein „indischer Garten“ mit exotischen Tieren und Palmen werden sollen. Das ging der katholischen Kirche aber zu weit. Immerhin einen „indischen Brunnen“ mit Buddhafigur konnte Barth durchsetzen.
Die Nazis schmolzen den Buddha allerdings ein und das Engelbecken wurde nach dem Krieg zugeschüttet, da genau hier die innerdeutsche Grenze verlief. In den 1990er und 2000er Jahren wurde das Areal schließlich wiederhergestellt und auch der indische Brunnen samt Buddha konnte rekonstruiert werden, so dass Franziska heute bei einem sonntäglichen Spaziergang gerne am Engelbecken vorbei durch die Gartenanlage schlendert.
Den Namen erhielt das Engelbecken übrigens von der nahegelegenen Michaelskirche, die über dem Engelbecken thront. Der elegante Backsteinbau des Schinkel-Schülers August Soller wurde während des zweiten Weltkriegs teilweise zerstört und nicht vollständig wieder aufgebaut. Das mittlere Schiff des Kirchengebäudes fehlt, was, so findet Franziska, einen interessanten Eindruck erzeugt.
4. Brunch im Blumental
Läuft man vom Engelbecken aus den Bethaniendamm entlang, fällt der Blick unweigerlich auf ein weiteres spannendes Gebäude aus dem für Berlin so typischen roten Backstein. Es ist das gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaute erste Gewerkschaftshaus Deutschlands, das heute als Baudenkmal gelistet ist.
Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich eine lichtdurchflutete, grüne Oase: das Café Blumental. Die Küche ist modern und pflanzlich ausgerichtet. Franziska kommt gerne mit Freund*innen hierher zum ausführlichen sonntäglichen Brunchen. Sie liebt den tollen Kaffee, die leckeren Gerichte und unwiderstehlichen Nachtische.
Aber auch für eine Tasse Kaffee und einen Snack für zwischendurch etwa bei einem Spaziergang durch die Gegend ist das Blumental perfekt.
5. Bethanien
Etwas weiter den Bethaniendamm entlang, stößt man auf das Künstlerhaus Bethanien am Mariannenplatz.
Das 1847 erbaute Gebäude beherbergte früher ein Diakonissen-Krankenhaus. 1970 wurde das Krankenhaus geschlossen und stand zunächst leer. Am 19. Dezember 1971 besetzten Jugendliche einen Teil des Gebäudekomplexes. Eine Polizeirazzia im „Georg-von-Rauch-Haus,“ wie die Besetzer es nach einem kurz zuvor von der Polizei erschossenen Stadtguerillo nannten, machte Schlagzeilen, und wurde von der Westberliner Band „Ton Steine Scherben“ mit ihrem Sänger Rio Reiser als „Rauch-Haus-Song“ besungen.
Heute befinden sich im Bethanien Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst, die täglich kostenlos besucht werden können, sowie das Restaurant „3 Schwestern,“ das regionale Küche serviert.
6. Das Baumhaus an der Mauer
Wenn man nicht ohnehin in der Gegend ist, dann lohnt es sich wahrscheinlich nicht, beim Baumhaus an der Mauer vorbeizuschauen. Besonders viel zu sehen gibt es nämlich gar nicht.
Aber das Baumhaus ist nur wenige hundert Meter vom Künstlerhaus Bethanien entfernt und Franziska fasziniert die Geschichte des Ortes.
Zu Zeit der Teilung war das kleine Stück Brache, auf dem das Baumhaus heute steht, nämlich offiziell Teil von Ostberlin. Weil die Grenze hier aber einen ungünstigen „Knick“ hatte, wurde die Mauer etwas nach hinten versetzt gebaut. Das kleine Stück Land lag nun ungenutzt direkt vor der Mauer.
Osman Kalin, ein türkischer Gastarbeiter, bemerkte das ungenutzte Stück Land und entschied sich dafür, die Brache zu nutzen. Er legte einen Garten an und errichtet aus Sperrmüllteilen eine kleine Datsche, eingerahmt zwischen zwei auf dem Grundstück wachsenden Bäumen (das „Baumhaus“).
Die DDR ließ Kalin gewähren und die Grenzwachen begrüßten ihn sogar freundlich, während dieser in seinem Garten Gemüse anbaute. Nur die Westberliner, das Bezirksamt Kreuzberg, wollte Kalin am liebsten von der Fläche verjagen. Aber die hatten hier ja nichts zu melden…
Solche Stories gibt es eben nur in Berlin!
7. Die Markthalle 9
1891 eröffnet als eine von ehemals vierzehn Markthallen in Berlin, hat sich die Markthalle 9 in der Eisenbahnstraße zu einem wahren Mekka für Feinschmecker*innen entwickelt.
Der historische Bau, über den sich ein lichtdurchflutetes Dach in Gusseisen-Architektur spannt, beherbergt weiterhin eine Markthalle. Viele kleine Lebensmittelhändler verkaufen Produkte für den täglichen Bedarf.
An Donnerstagen wird zudem ein Streetfood-Tag mit vielen verschiedenen Essenständen abgehalten und an den Wochenenden ist großer Markttag. Dann gesellen sich zu den Händlern, die täglich vor Ort sind, viele weitere kleine Läden, bei denen man allerlei Spezialitäten, wie Weine, Öle, Käse etc. kaufen kann.
Das kleine Kaffee 9 im Außenbereich der Markthalle serviert außerdem exzellenten Kaffee, wie Franziska findet.
8. Street Art in Kreuzberg
Was Franziska an Kreuzberg wirklich extrem gerne mag, ist, dass man beim gemütlichen Spaziergang ganz ohne Ziel immer mal wieder auf richtig tolle Street Art stößt, die im Großformat ganze Häuserwände ziert.
Viele dieser Graffiti sind großartige Kunstwerke. Dazu zählt ganz sicherlich das Graffiti „Astronaut Kosmonaut“ des französischen Künstlers Victor Ash in der Mariannenstraße Ecke Skalitzer Straße, an dem Franziska auf dem Nachhauseweg vom Kottbusser Tor vorbeiläuft.
Für Menschen mit Interesse für Street Art lohnt sich deswegen neben dem obligatorischen Besuch an der East Side Gallery auch eine Street-Art Tour durch Kreuzberg.
Das waren sie also, Franziskas 8 Berlin-Kreuzberg Highlights, die Sie nicht (alle) im Reiseführer finden! Lust bekommen auf einen Städtetrip nach Berlin? Wir hätten da was für Sie.










